Die Ausschreibung kam und schnell haben ich Willi und mich zum legendären Eisbrecher-Turnier in Delmenhorst angemeldet und das, obwohl ich ja eigentlich nur ein Schönwetterschütze sein will. Aber bekanntlich gibt es ja kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Bekleidung.
Es stand nun der 31.01. oder der 01.02.2015 zur Auswahl. Da die Mutter am 31.01. Geburtstag hat und am 01.02. nur traditionelle Bogenschützen zugelassen waren, war die Entscheidung relativ einfach. Es wurde der 01.02. genannt und es kam auch umgehende die Nennbestätigung.
Das Wetter war etwas wechselhaft. Es schneite, taute, schneite und taute wieder, so dass schon die Tage vorher ein wenig Schmuddelwetter herrschte.
Stephy, die am Samstag startete und sich mit tollen 400 Punkten einen 7. Platz sichern konnte, stöhnte ganz schön über den ganzen Matsch. „Zieh Dir Ganzkörpergummistiefel an…“ war das, was ich aus ihren Infos über die Bodenverhältnisse raushören konnte.
Ich hatte mir am Freitag beim Zugvogel noch schöne Schuhe, wasserdicht und ganz aus Leder, gekauft. Extra für solche Aktionen. Am Sonntag stand ich dann vor den Schuhen und wählte doch die alten Treter. Die Neuen waren in Wirklichkeit viel zu schön. Ne, das ging ja gar nicht. Wenn die nun matschig werden würden?
Neben Bogenkram und Lebensmittelvorräten wanderten auch Wechselklamotten in den Wagen. Ich kenne mich doch und dachte doch gleich an Brilon- und Bowra-Parcours, wo ich mich im Matsch gemault hatte.
Mit im Gepäck hatten wir auch Adriano. Er hatte zwar nicht genannt, aber von Stephy wussten wir, das einige abgesagt hatten, so wagte er es und kam einfach mit. Und er durfte starten.
Auf dem Gelände angekommen wurden wir nett begrüßt. 25 Schützen des BSC Heps waren vor Ort (160 Schützen insgesamt) und außerdem noch viele andere Bekannte. Ich habe es nicht mal bis zum Einschießplatz geschafft, weil die Gespräche so nett waren. War auch ganz gut so. Willi und Adriano hatten sich kurz getraut und waren beim Ziehen der Pfeile aus den Stramitplatten fast ertrunken. Na ganz so schlimm war es nicht, aber die Wiese sah ziemlich trocken aus, war es aber nicht. Unter dem Gras war es doch recht feucht…
Um 10.00 Uhr gab es eine kleine Ansprache und dann ging es in den Parcours. Klaus hatte uns schon in seine Gruppe eingetragen und so konnte ich mich auf eine lustige Runde freuen. Auch seine Söhne Jannis und Lukas waren dabei, sowie deren Kumpel Jannis. Eigentlich durften nur 6 Schützen in eine Gruppe, wir haben dann heimlich noch Adriano mitgenommen. Wirklich aufgelaufen ist niemand, jedenfalls nicht, weil wir mehr Schützen waren. Vor uns war eine 5er Gruppe, auf die sind wir aufgelaufen und die nachfolgende dann auf uns. Das verlief sich dann aber irgendwann.
Die Ziele waren toll gestellt. Das Gelände gut ausgenutzt. Meist waren natürliche Pfeilfänge gegeben. Da wir aber oft schon mit dem ersten Pfeil getroffen haben, waren uns die Pfeilfänge eh egal. Die Ziele waren meist in jagdlichen Entfernungen gestellt. Für Willi war das oft etwas zu nah, so dass sich die Pfeile seiner 62 lbs Widow noch gar nicht richtig ausgerichtet hatten. Zog er weniger aus, hatten die Pfeile zwar weniger Dampf, hatten aber nicht mehr den richtigen Spinewert und eierten so vor sich hin.
Eine ganze Zeit lang führte ich puntemäßig die Gruppe an. Klaus und Willi hatten 207 Punkte, Adriano noch ein paar weniger und ich 210. Hach, wat für ein Gefühl. Und dann kam die blöde Rennschnecke. Die war auf einem dicken Ast befestigt, der sich schon mal schaukelnd bewegte und dann lief sie noch über Rollen ein Seil runter. Blöderweise war die dann auch nur ein Hunter (gut durchdacht, weil 3 Pfeile auf ein bewegliches Ziel kosten viel Zeit) und ich habe sie nicht getroffen. Das nächste Ziel, den Wolf, versemmelte ich auch noch und schwub, die 2. Nullrunde und Willi konnte aufatmen.
Too much Matsch? Also ich fand, es hielt sich in Grenzen. Da ich mich auf das schlimmste gefasst gemacht hatte, war ich hinterer angenehm überrascht. Die Wechselklamotten benötigte ich nicht und sogar die alten Treter hielten dicht und es ist auch nichts oben rein gelaufen, obwohl sie nur bis kurz über den Knöchel gehen.
Die schönsten Ziele waren für mich die Rennschnecke (auch wenn ich sie nicht getroffen habe), der laufende Bär im Tal und die braune Gans (nicht weil sie so toll stand, sondern weil sie so große Füße hatte ^^) aber eigentlich waren alle Tiere toll gestellt. Etwas ganz besonderes waren auch die „selbstgebastelten“ Ziele. Der Eisbär, die Robbe und der Pinguin, die eine wunderschön gestellte Szene im Schnee darstellten.
Für das leibliche Wohl war hervorragend gesorgt. Mitten im Parcours stand ein Verpflegungsstand mit Brötchen, Kuchen, Kaffee, Tee, Kakao und Brühe. Was ich ganz toll fand, der Kaffee und der Kakao (dieser nur für die Kinder) waren hier kostenlos.
Einer der alten Bunker auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände ist zum Vereinsheim umgerüstet (mal eine wirklich sinnvolle Abrüstungs-Maßnahme) worden. Ein Ofen sorgte für Wärme und ein Team vom Delmenhorster Schützenverein für jede Menge Nachschub an Kaffee, Tee, Kakao, Glühwein, belegten Brötchen u.s.w. Die Matschbrötchen (da waren natürlich (politisch korrekte) Schokoschaumküsse drauf und kein Matsch) kamen besonders gut bei den Kindern an.
Ein Zelt mit Bierzeltgarnituren bot Platz zum Essen. Es wurden unermüdlich Bratkartoffeln mit vielen Zwiebeln und viel Speck gebraten. Dazu gab es wahlweise Nackensteaks oder Bratwurst. Natürlich gab es auch diverse Salate. Wer da hungrig nach Hause ging, der war selber schuld.
Nach dem Schießen konnte man sich die Zeit bis zur Siegerehrung noch mit dem Stöbern an zwei Ständen mit Bogenzubehör vertreiben.
Mit dem Wetter hatten wir viel Glück. Es war kalt, aber es regnete nicht. Auch kein Schneeflöckchen schwebte vom Himmel. Die Taschenöfen sorgten für warme Finger. Außerdem konnte man sich an den Feuertonnen und -körben aufwärmen.
Willi belegte mit 559 Punkten den 2. Platz bei den traditionellen Jagdbögen, Adrian den 19. Platz mit 489 Punkten (49 Starter). Ich belegte mit 473 Punkten den 4. Platz bei den traditionellen Jagdbögen (8 Starter).
Schade ist nur, dass es immer wieder Schützen gibt, die nicht wissen, was traditionell bedeutet. Wir schießen Bögen aus Holz über den Shelf. Wenn dann jemand den ersten Platz macht, der ein Metallmittelteil, Carbonwurfarme, erhöhte Pfeilauflage, Button und noch ein paar kleine Extras an seinem Bogen hat, dann ist das für mich kein traditioneller Jagdbogen.
Aber was soll es? Der Spaß steht im Vordergrund. Und den hatten wir allemal.
Am Ende wurden noch ganz viele Preise verlost. Honig, Honig-Met, Schmuck, 2D-Tiere und sogar ein Bogen. Ich gewann eine Flasche Honigmet (legga), Adriano ein Taschenmesser und Willi nix. Allerdings hatte der ja auch eine Urkunde bekommen. Klaus gewann ein Schmuckpfeilspitzenanhänger und da dies schon der 4. war, den er gewonnen hatte, schenkte er ihn netterweise mir.
Nach der Verlosung gingen die fleißigen Helferlein noch mit belegten Brötchen und gegrilltem Fleisch durch die Menge und verschenkten dieses. Eine nette Geste.
Mein Fazit: Ein tolles Turnier. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Die 30 3D-Ziele waren super aufgestellt. Das Gelände ist wunderschön es war alles sehr gut organisiert. Das Gesamtpaket bekommt eine 1 mit Sternchen und wir hoffen, wir können im nächsten Jahr wieder dabei sein.
Klaus vom BSC Heps hat auch noch einen schönen Artikel geschrieben: „Eisbrecher 2015“. Auf der Seite sind in der Galerie auch noch einige Fotos zu sehen.
Fotos und Text von P. Gehrke